Die Coronakrise hat die Wirtschaft schwer getroffen und im Ziel sind sich Politik, Verbände und sonstige Interessenvertretungen einig. Es kann nicht so weitergehen, das Ziel muss eine (möglichst schnelle) Rückkehr zur Normalität und einer starken Wirtschaft sein. Wie der Weg zu dieser Normalität aussieht ist noch nicht klar. Es wird jedoch eine neue Normalität in einer dann neuen Zeit sein.
Eine Erkenntnis der letzten 2 Monate ist, dass Home-Office ein methodischer Bestandteil der Arbeit geworden ist, der stark wächst. Er wurde in den letzten zwei Monaten größtenteils erfolgreich praktiziert.
Laut BM Hubertus Heil ist in den letzten zwei Monaten der Anteil der Menschen, die im Home-Office arbeiten, von 12 % auf 25 % gewachsen. Er plant zum Herbst ein Gesetz für einen Anspruch
auf Arbeit von zu Hause vorzulegen. „Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt,
soll im Home-Office arbeiten können“. (Handelsblatt 26.04.2020).
Das könnte bei den Beschäftigen auf offene Ohren stoßen. Laut einer aktuellen (Mitte März 2020) Umfrage des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) unter mehr als 1.000 Angestellten sind
75,4 Prozent grundsätzlich bereit, während der Coronavirus-Krise im Home-Office zu arbeiten. Es herrscht Einvernehmen darüber, dass auch nach Beendigung der Krise der Anteil größer sein wird als jemals zuvor.
Das bringt Arbeitgeber nahezu aller Branchen in eine veränderte Situation. Nur die wenigsten Unternehmen haben derzeit ein inhaltliches Konzept für eine Verteilung der Arbeit im betrieblichen und privaten Umfeld. Bisherige Vereinbarungen regeln im betrieblichen Alltag in der Regel nur Arbeitszeitmodelle und (oftmals unzureichend) Arbeitsschutzaspekte.
Es stellen sich nun jedoch neue Fragen:
Um bei der Verteilung der Arbeit im betrieblichen und privaten Umfeld entscheidungsfähig zu bleiben und Mitarbeiter effektiv zu führen, müssen Prozesse verifiziert und ggf. angepasst werden.
Dadurch werden Arbeitsabläufe neu zu strukturieren sein.
Die Zusammenarbeit zwischen Kollegen in der Distanz bringt neue Komplexitäten in den Arbeitsalltag. Derzeit sind Prozesse dahingehend noch nicht oder nicht ausreichend aufgestellt. Aspekte der Zusammenarbeit, die bisher in betrieblichen Meetings geklärt werden konnten, sind neu
aufzustellen.
Führungskräfte werden vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Wie geht Führung in der Distanz? Wie geht Führung unter den aktuellen Hygiene- und Abstandsbedingungen? Welchen Grad an Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit braucht der einzelne Mitarbeiter und wie können
Management-Trainings und -Konzepte und Mitarbeiterführung die Zusammenarbeit zwischen
Führungskraft und Mitarbeiter zum gemeinsamen Unternehmenserfolg sichern?
Wie sind zum heutigen Zeitpunkt Ihre technischen Systeme und sind sie zukunftstauglich?
Verfügen Sie innerbetrieblich über ausreichend ausgelegte Internetanbindung, sind Redundanzen vorhanden, sind die Digitalisierungsprozesse auf dem Stand der Zeit, können Sie Inhalte
digital per Videokonferenz oder Webmeeting teilen? Neben hausinternen technischen Lösungen gilt es gleichermaßen die technischen Voraussetzungen beim „client“ zu prüfen. Ein
hausüblicher Internetanschluss bei Ihrer Führungskraft reicht nicht aus, um eine Videokonferenz mit 4-5 Mitarbeitern störungsfrei durchzuführen. Sind Datenschutz und vor allem auch Datensicherheit gewährleistet? Sind Firewalls und Clientgeräte technisch geeignet und auf dem Stand der Zeit? Können Geschäftsgeheimnisse bewahrt werden?
Was können, was sollten Sie bereits heute tun? Überprüfen Sie kritisch Ihre Erfahrungen mit
dem Home-Office aus den Monaten März/April 2020, um Stärken aber auch Schwachstellen zu identifizieren. Gerade jetzt in der Lockerungsphase sind Sie auf motivierte Mitarbeiter, effektive Entscheidungsprozesse und ein führungsstarkes Management angewiesen.